Da ich vor einigen Jahren einen Bausparvertrag abgeschlossen habe und mich immer wieder gefragt habe, ob das eine gute Entscheidung war, habe ich mal eine kleine Rechnung aufgestellt. Im Folgenden möchte ich meine Ergebnisse teilen.
Zuerst zu den Eckdaten meines Bausparvertrages: Zielbetrag: 100.000€ Ansparbetrag: 50.000€ Guthabenzins im Ansparzeitraum: 0,25% Darlehenszins nach Abruf des Kredits: 0,95%
Zudem bin ich von einer Spar-Rate von 300€ ausgegangen. Verglichen habe ich den Bausparvertrag mit einem einfachen Girokonto ohne Zinsen und mit einem Investment in einen ETF mit einer durchschnittlichen Rendite von 6% p.a..
Wie lange dauert es, bis der Zielbetrag erreicht wird?
Eins der wichtigsten Kriterien wird sein, wie lange es dauert, bis der Zielbetrag erreicht wird und im Falle des Bausparvertrages der Kredit ausgezahlt werden kann. Hier spielt der Bausparvertrag wie zu erwarten seinen Vorteil aus, da in meinem Beispiel nur 50% eingezahlt werden müssen. Dort ist das Ziel nach 171 Monaten, also nach 14 Jahren und 3 Monaten, erreicht. Der Abstand zur ETF-Anlage fällt aber geringer aus als befürchtet. So ist dort das Ziel nach 197 Monaten (16 Jahre und 5 Monate) erreicht. Weit abgeschlagen ist wie zu erwarten das Girokonto mit 333 Monaten (27 Jahre und 9 Monate). Hier sieht man, wie stark sich ein Zins auswirkt.
Ergebnisse | Girokonto | Anlage | Bausparvertrag |
---|---|---|---|
Ziel erreicht nach | 333 Monate | 197 Monate | 171 Monate |
Wann ist der Kredit abgezahlt und wie sähe es dann mit den anderen Möglichkeiten aus?
Bis der Kreditbetrag vollständig abgezahlt ist, dauert es nach den 171 Monaten Ansparzeit noch weitere 179 Monate (14 Jahre und 11 Monate). Nachdem nur die Hälfte angespart wurde und der Darlehenszins höher ist, ist das wenig verwunderlich. Zum Vergleich: Beim einfachen Sparen auf ein Girokonto haben sich jetzt 105.000€ angesammelt. Es wäre also erst kurz zuvor überhaupt die Zielsumme zusammengekommen. Das heißt auch, dass der Bausparvertrag nur ca. 5000€ “teurer” ist als die zinsfreie Anlage und im Gegenzug aber fast 15 Jahre eingespart hat.
Das Girokonto ist aber natürlich hier als worst-case Szenario gedacht. Deutlich interessanter ist der Vergleich mit der Anlage. Angenommen man hätte sich bei der Anlage sobald die 100.000€ erreicht waren diesen Betrag ausgezahlt, läge der Kontostand nach 350 Monaten bei 67.719€. In diesem Fall bezahlt man die 2 Jahre und 2 Monate, die man den Betrag früher nutzen kann, also mit über 65.000€. Bemerkt man im späteren Verlauf, dass man das Geld doch nicht benötigt, kann man in diesem Fall auch einfach weiter sparen. In diesem Fall liegt der Kontostand am Ende bei 293.769€.
Ergebnisse | Girokonto | Anlage mit Auszahlung | Anlage | Bausparvertrag |
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Ziel erreicht nach | 333 Monate | 197 Monate | 197 Monate | 171 Monate |
Summe nach 2 Jahren | 7.200 € | 7.653 € | 7.653 € | 5.408 € |
Summe nach 10 Jahren | 36.000 € | 48.977 € | 48.977 € | 34.610 € |
Summe nach 20 Jahren | 72.000 € | 14.066 € | 136.689 € | -31.457 € |
Summe nach 30 Jahren | 108.000 € | 67.719 € | 293.769 € | 3.184 € |
Fazit
Ich muss gestehen, ich bin schon davon ausgegangen, dass ich mit einem Bausparvertrag schlechter abschneide. Trotzdem hat mich der Unterschied überrascht. Im Nachhinein würde ich mich wohl gegen einen Bausparvertrag entscheiden. Es bleibt aber zu beachten, dass meine Berechnungen jetzt sehr spezifisch auf meine Situation haben. Hier nur ein paar Dinge, die abweichen könnten:
- Guthaben und Darlehenszins des Bausparvertrags
- Zinsen am Aktienmarkt Insbesondere besteht hier natürlich das Risiko, dass zum Zeitpunkt der erhofften Auszahlung die Kurse niedrig sind und eine Auszahlung keinen Sinn macht. Die Planungssicherheit ist hier nicht gegeben.
- Zielbetrag und Auszahlungsbetrag des Bausparvertrags Mit einem Zielbetrag von 40% des Auszahlungsbetrages kann der Bausparvertrag entsprechend früher abgerufen werden und ermöglicht so schneller das Geld zu nutzen.
- Monatliche Rate, insbesondere auch nach Abruf des Kredites. Wer gerne seine eigenen Berechnungen anstellen möchte, kann gerne mein Google Sheet als Basis verwenden. Das Sheet könnt ihr über “Datei” / “Kopie erstellen” einfach ins eigene Google Drive kopieren.